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2008: Wir wollen überall dabei sein! Der Lebenshilfe-Rat

Lebenshilfe-Rat

Der erste Lebenshilfe-Rat 2008:

von links nach rechts, vorne: Martin Zobel, Hermann Küppers, Margret Ahrweiler, Käthe Schumacher, Irmgard Heinen, Elke Schmidt; hinten: Silke Mertesacker (Geschäftsführerin), Markus Schmidt, Elfriede Steubesand

Seit 2008 gibt es einen Lebenshilfe-Rat bei der Lebenshilfe Köln. Die Mitglieder werden vom Vorstand berufen. Sie vertreten die Menschen mit Behinderung im Verein. Einmal im Jahr treffen sie sich mit dem Vorstand.
Diese neuen Aufgaben waren für alle nicht einfach umzusetzen! Wie Vertretung von Menschen mit Behinderung geht, mussten die Mitglieder im Lebenshilfe-Rat erst einmal lernen. Am Anfang war das sehr schwierig. Mittlerweile geht das besser. Der Lebenshilfe-Rat wird bei seiner Arbeit von zwei Assistentinnen unterstützt.

Selbstbestimmung ist das Thema der Behindertenpädagogik seit den 90er Jahren. Bereits 1990 nahm die Bundesvereinigung Lebenshilfe „Selbstbestimmung“ als Leitlinie in ihr Grundsatzprogramm auf. Selbstvertretung und Mitbestimmung von Menschen mit Behinderung im Verein waren die logische Folge und bestimmen seitdem das Vereinsleben aller Lebenshilfen in Deutschland. Auch in der Kölner Lebenshilfe sollen Menschen mit Behinderung „überall dabei sein“.

Ein Vorstandsbeschluss aus dem Jahr 2005 setzte den Startpunkt. Die Gründung des ersten Lebenshilfe-Rats in der Lebenshilfe Köln sollte von zwei Mitarbeiterinnen vorbereitet werden. Die Suche nach möglichen Mitgliedern war schwierig, es fanden sich nur wenige Interessierte. Verständlich, denn die Aufgaben - Mitbestimmung im Verein und Vertretung von Menschen mit geistiger Behinderung für Menschen mit Behinderung - war neu und völlig unbekannt.

Der Lebenshilfe-Rat wurde im Juni 2008 mit 11 Mitgliedern aus der Wiege gehoben. „Mithilfe bei Veranstaltungen und Festen“ war der erste Schritt auf dem Weg zur „Selbstvertretung“ und definierte die Anfangsjahre. Vermutlich haben damals nur einige der Mitglieder die vollständige Bedeutung des neuen Gremiums und die Aufgabe „Selbstvertretung“ erfassen können. Bei den anderen mögen die regelmäßigen Treffen, das Mitmachen und die gute Atmosphäre Grund genug gewesen sein, dabei zu bleiben.

Was hat sich bis heute geändert?

Die Erwartungen des Vorstandes und der Geschäftsführung an den Lebenshilfe-Rat waren zu hoch. Heute sind die Erwartungen realistischer.

Immer noch lassen sich die Aktivitäten der bisherigen Lebenshilfe-Räte in Köln als ein Weg hin zur Selbstvertretung beschreiben: Manche Stationen sind auf dem Weg erreicht, aber der Weg ist noch längst nicht zu Ende gegangen! Bestimmt der Lebenshilfe-Rat heute im Verein mit? Berät er den Vorstand? Hat er eine eigene Position und vertritt er die Mitglieder mit Behinderung in der Lebenshilfe?

Jedes der aktuellen Mitglieder weiß selbstverständlich, was der Lebenshilfe-Rat ist und welche Aufgaben er hat. Das Wissen reichte aber bisher nicht aus, um eine eigene, selbstbestimmte Praxis zu entwickeln, zu festigen und sich im Verein zu etablieren. Nur in Ansätzen finden die Mitglieder des Lebenshilfe-Rats eigene Themen und entwickeln Ideen zum Beispiel für das Freizeitangebot der Lebenshilfe. Mit Begeisterung und initiativ engagieren sie sich dagegen bei der Vorbereitung für ein Mitglieder-Fest und sind in die Gestaltung des Lebenshilfe-Jubiläums aktiv eingebunden.

Im aktuellen Lebenshilfe-Rat arbeitet eine junge Frau mit, die parallel auch im Lebenshilfe-Rat NRW vertreten ist. Sie gibt Informationen und neue Impulse aus dieser Arbeit an den Lebenshilfe-Rat Köln weiter und belebt die Treffen inhaltlich.

Von Anfang an begleiten zwei Assistentinnen den Lebenshilfe-Rat bei seinen Treffen und moderieren. Ohne Assistenz können diese Treffen nicht stattfinden. Die Fachwelt kennt den Begriff der assistierten Selbstvertretung. Eigentlich ein Widerspruch in sich. Aber damit ist gemeint, dass die Assistenzperson solange auch „Ausbilderin“ sein kann, bis ein Mensch mit Behinderung sich selbst und andere Menschen mit Behinderung autonom vertreten kann. Aber erreicht jeder Mensch mit Behinderung dieses Ziel?

Wenn dieser Weg zu schwierig ist und zu viele Stolpersteine hat, bleibt ja immer noch die Alternative, dass sich die Menschen mit Behinderung auch zukünftig mit Assistenz auf den Weg machen! Warum eigentlich nicht, auch mit einem Tandem kommt man ins Ziel! Und - Alles, was gut werden soll, braucht seine Zeit.

Dieser Artikel stammt aus unserem Jubiläumsmagazin "Lebens(t)räume erobern".

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