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„Ich will ein Sprachrohr für andere sein“

Leonie Lange vom Lebenshilfe-Rat

von Lara Bornefeld

Kurz und einfach

Leonie Lange ist 20 Jahre alt. Sie ist das jüngste Mitglied vom Lebenshilfe-Rat. Im Lebenshilfe-Rat möchte sie sich für Menschen einsetzen, die das nicht selbst können. Die Corona-Zeit war für Leonie Lange schwierig, weil es ständig neue Regeln gab. Außerdem fehlte ihr im Lockdown die Struktur im Alltag. Freunde und Familie haben ihr geholfen, diese Zeit gut zu überstehen.

Mit 20 Jahren gehört Leonie Lange zu den jüngsten Lebenshilfe-Rat Mitgliedern in Köln. Wer sich mit ihr unterhält, merkt schnell: Sie weiß, was sie will und was sie kann.

Über Familie und Freunde hat Leonie Lange vom Lebenshilfe-Rat erfahren und hat sich gleich für eine Mitarbeit interessiert. Sie ist Mitglied bei der Lebenshilfe Köln und hat schnell Interesse an der Arbeit des Lebenshilfe-Rats gefunden. Neben Pfadfindern, Sport und Freunde treffen gehört das ehrenamtliche Engagement im Lebenshilfe-Rat zu ihren Freizeitaktivitäten.

„Es macht mir einfach Spaß, mich in andere Leute hineinzuversetzen und Lösungen zu überlegen: Was kann man verändern? Das finde ich ganz wichtig, weil man so am meisten erreichen kann“, sagt sie über ihr Engagement. Man lerne nicht nur andere, sondern auch sich persönlich kennen und erfahre schnell, wo seine Stärken liegen.

Leonie Lange ist sich trotz ihres jungen Alters ihrer Rolle sehr bewusst und will sich auch gezielt einsetzen. Denn es gibt viele Menschen, die nicht verbal ihre Probleme ansprechen können oder denen das Selbstbewusstsein dazu fehlt. „Ich will für Leute, die ihre Meinung nicht selber vertreten können, ein Sprachrohr sein. Das finde ich wichtig. Das ist der Grund, warum ich zum Lebenshilfe-Rat gegangen bin“, betont sie.

Als großes Ziel für ihre Arbeit beim Lebenshilfe-Rat hat sich Leonie Lange Gleichberechtigung gesetzt. Sie erzählt von persönlichen Erlebnissen, die ihr immer wieder verdeutlichen, dass Menschen in Schubladen denken und die Welt längst nicht für alle mitgedacht und gemacht ist.

„Meine beste Freundin sitzt im Rollstuhl und wenn wir mit der Bahn fahren, gibt es eine Ausstiegshilfe, aber die passt nicht immer und wenn, dann ist da trotzdem noch eine große Lücke zwischen Zug und Bahnsteig, in die man fast reinfallen könnte, auch als ‚normaler Mensch‘“.

Ihrer besten Freundin sieht man die Einschränkung an, ihr selbst jedoch nicht. „Vieles wird einfach für selbstverständlich genommen. Manchmal stolpere ich oder laufe gegen etwas. Da ich mich gut ausdrücken kann und weil ich nicht aussehe, als hätte ich eine Einschränkung, wundern sich andere oft, wenn ich im Alltag nicht hundertprozentig zurechtkomme“.

Leonie Lange
Leonie Lange
Foto von Leonie Lange vor einer bunten Wand.

Immer wieder erfährt sie, wie andere Menschen sie aufgrund ihrer Fähigkeiten oder Probleme in eine bestimmte Kategorie packen: „Ich fände es schön, wenn man nicht in eine Schublade gesteckt wird. ‚Das muss die doch können‘, damit entsteht Druck. Und ich fände schön, wenn dieser Druck nicht da ist, sondern gesagt würde: ‚Wir gucken mal, was sie kann‘ und nicht immer ‚was sie nicht kann‘“.

Leonie Lange hat da einen klaren Standpunkt: „Jeder Mensch kann auch etwas nicht gut. Jeder hat seine Stärken und seine Schwächen. Also irgendwie lebt jeder Mensch mit Einschränkungen.“

Als wäre der „normale Alltag“ nicht schon herausfordernd genug, kamen mit der Corona-Pandemie noch mehr Hürden hinzu, die Leonie Lange meistern musste. Vor Corona nahm sie an einer Maßnahme der Diakonie teil, die ihr hilft, einen strukturierten Alltag zu schaffen und zu halten. „Weil ich ganz lange keinen richtigen Alltag hatte, bin ich irgendwann aus dem System gefallen und habe dann im Januar 2020 mit der Maßnahme angefangen, um wieder zu lernen, wie man einen Alltag hat“.

Mit den Einschränkungen durch Corona konnte Leonie Lange ihre neu erlernten Strukturen nicht mehr anwenden. Plötzlich hatte sie wieder keinen Alltag und wusste wieder nicht, wie es mit ihr weiter gehen soll. „Was mich am meisten aufgeregt hat, war, dass es immer nur so ein Mischmasch war. Es gab nie richtige Regeln. Wir hatten keinen richtigen Lockdown, aber trotzdem irgendwie. Niemand wusste, was jetzt genau ist. ‚Dürfen wir das, dürfen wir das jetzt nicht‘, ‚Was sind jetzt hier die Regeln?‘ Und für jemanden wie mich, der Schwierigkeiten hat mit Veränderungen, war das schon tierisch nervig und sehr schwierig.“

Dennoch kann Leonie Lange auch positive Erfahrungen und Erinnerungen aus dieser verrückten Zeit mitnehmen. „Die Situation hat mich schon sehr gestresst, aber ich habe auch gelernt, mit den Veränderungen umzugehen. Das hat zwar lange gedauert, aber es geht schon, besonders weil ich nie alleine war.“ Freunde und Familie sind erfinderisch geworden und haben den Lockdown genutzt, um noch enger zusammenzufinden.

Leonie Lange findet in allem auch etwas Positives. So ist es kein Wunder, dass sie auch optimistisch und realistisch in ihre Zukunft blickt. „Also natürlich will man, so wie alle, das perfekte Leben haben. Aber mein Ziel ist, jetzt erstmal selbstständig zu werden. So selbstständig, dass ich dann vielleicht auch irgendwann alleine leben kann. Ich habe da auch mit meinen Eltern darüber gesprochen, erst mal alles Schritt für Schritt. Erst Wohngruppe, dann vielleicht mit meinem besten Freund eine WG gründen, dann vielleicht komplett alleine leben. Dann irgendwann will ich schon eine Partnerin haben, vielleicht auch Kinder… Es klingt so nach Klischee, aber ich finde die Vorstellung, eine Familie zu haben, schon schön. Aber immer eins nach dem anderen.“

Auch beruflich hat Leonie Lange schon einen Plan. Aktuell macht sie ein Praktikum, um den Einstieg in ihren Traumberuf findet. „Ich würde gerne mit Kindern arbeiten. Aktuell mache ich ein Praktikum im Offenen Ganztag an einer Grundschule und versuche so, dass ich da in den Bereich reinkomme.“
Wir wünschen Leonie Lange für ihre Zukunft nur das Beste und sind gespannt, wie sie mit ihrer überzeugenden Art die Arbeit des Lebenshilfe-Rats bereichern wird.

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