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Weiterbildung im Lockdown

Von Florian Tomaszewski 

Kurz und einfach

Florian Ridder und Achim Schuster arbeiten im Café „Wo ist Tom?“ im Service. Das Café musste wegen Corona lange geschlossen bleiben. Die beiden Mitarbeiter haben die Zeit genutzt, um sich ihre Kenntnisse im Service anerkennen zu lassen. Sie haben eine Prüfung abgelegt und ein Zertifikat erhalten.

Als wir uns am Nachmittag mit Achim Schuster und Florian Ridder wie verabredet im Café „Wo ist Tom?“ in Köln-Sülz treffen, herrscht hektische Betriebsamkeit. Die Stimmen der Gäste füllen den Raum, Bestellungen werden aufgenommen, Kuchen und Getränke serviert. Das war in den letzten 1 ½ Jahren nicht immer so. Schließlich musste auch das Café Corona-bedingt mehrmals und für längere Zeit seinen regulären Betrieb einstellen und ins To Go-Geschäft wechseln. Als Mitarbeiter im Service waren Achim Schuster und Florian Ridder von den Schließungen unmittelbar betroffen. Herr Schuster sogar durch Kurzarbeit. Uns haben sie verraten, welche Herausforderungen sie meistern mussten und dass sie in dieser Zeit alles andere als untätig waren.

Mit dem Wunsch einmal im Service zu arbeiten, hat Herr Schuster schon vor seiner Zeit im Café viele Praktika im Hotel und im Catering absolviert. Die Aufgaben einer regulären Servicekraft – spontan auf die Gäste reagieren, Trinkgeld verrechnen, Abrechnungen an der Kasse – hat er sich im ‚Wo ist Tom?‘ als Mitarbeiter der ersten Stunde von Grund auf erarbeitet. So wurde er vor drei Jahren vom Integrationsfachdienst (IFD) auf die Möglichkeit der Validierung „Fachkraft im Gastgewerbe“ durch die IHK angesprochen. Die Validierung richtet sich an Beschäftigte, die keine abgeschlossene Berufsausbildung haben, aber bereits über gute Berufserfahrung verfügen und mindestens 25 Jahre alt sind. Das Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass Teilnehmende ihre informell erlernten beruflichen Fähigkeiten in fünf Bereichen anerkennen lassen können. Dazu zählen beispielsweise die Gestaltung eines Gastraumes oder der Einkauf und die Lagerung von Lebensmitteln.

Weiterbildung im Lockdown
Weiterbildung im Lockdown

Das Projekt begann im Sommer 2019. In dieser Zeit hat Herr Schuster vor allem Fertigkeiten erlernt und geübt, die in seinem Arbeitsalltag nicht anfallen. Beispielsweise einen Tisch für ein 3-Gänge Menu eindecken oder Servietten auf drei verschiedene Arten falten. Seine Prüfung war dann im Sommer 2020. Erst nachdem er die bestanden hatte, hat er auch seiner Familie von dem Projekt erzählt. War er aufgeregt? „Es war ein ganz normaler Arbeitstag.“

Da Herr Ridder erst später im Café angefangen hat als Herr Schuster, hat seine Validierungsmaßnahme auch später begonnen. Die Prüfung fand im Juni 2021 statt. Den zweiten Lockdown konnte er gut nutzen, um immer wieder zu üben. Trotz der guten Vorbereitung war er am Tag der Prüfung sehr aufgeregt, auch weil während dieser zusätzliche Fragen gestellt werden, auf die spontan geantwortet werden muss. So musste Herr Ridder darlegen, welche Werbemaßnahmen für das Café in Frage kommen. Trotz seiner Nervosität hat er die 3-stündige Prüfung auf Anhieb bestanden.

Beide sind sehr stolz auf ihr erhaltenes Zertifikat. Allerdings sind sie sich einig: Sie werden es nicht nutzen, um sich auf eine andere Stelle zu bewerben. „Wir wollen bleiben, denn im Team bekommen wir viel Unterstützung. Die Stimmung ist immer gut, auch wenn es mal hektisch wird“, sagen beide übereinstimmend. Selbstbewusst ergänzt Herr Schuster noch: „Hier wollen sie mich nicht gehen lassen.“

Die Lockdowns haben beide Dank der Vorbereitung auf ihre Prüfung gut verkraftet. Durch das To-Go-Geschäft und andere Arbeiten im Café, gab es für beide immer ausreichend zu tun. Da Herr Ridder das sogenannte „Budget für Arbeit“ erhält, das keine Kurzarbeit erlaubt, arbeitete er weiterhin und trotz Schließung 30 Wochenstunden. Irgendwann, so Herr Ridder, habe man dann auch alles doppelt und dreifach geputzt. Den normalen Betrieb und die Bewirtung der Gäste haben sie besonders vermisst. Einen Nachmittag wie diesen also.

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