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Assistenz im familiären Alltag

Jeremy lernt, wieder Vertrauen zu haben

Von Annette Lantiat

Kurz und einfach

Jeremy R. ist 16 Jahre alt. Normalerweise besucht er eine Förder-Schule in Köln. In den letzten zwei Jahren durfte er aber fast nie in die Schule gehen. Denn manchmal schubst er andere oder zieht sie an den Haaren, wenn er mit einer Situation überfordert ist. Jeremy lebt mit seiner Mutter zusammen. Die Mutter muss sich jetzt alleine um Jeremy kümmern. Zweimal in der Woche bekommt sie Unterstützung von Luis von der Lebenshilfe Köln. Luis J. unternimmt dann etwas mit Jeremy. Jeremys Mutter und Luis machen sich Sorgen: Wie soll es weitergehen, wenn Jeremy nicht mehr in die Schule gehen darf

Jeremy ist 16 Jahre alt. Er hat eine Autismusspektrumstörung und eine geistige Behinderung. In der Regel ist Jeremy fröhlich. In Situationen, die ihn überfordern, neigt er aber zu herausforderndem Verhalten. Dies beginnt mit Bewegungsunruhe und kann dazu führen, dass er Menschen in seiner Umgebung schubst oder sie an den Haaren zieht.

Jeremy lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter in der Nähe seiner Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. In der Schule war er in den letzten drei Jahren aber kaum. 

Die Probleme begannen, als Jeremy im Sommer 2019 von der Mittel- in die Oberstufe wechselte, berichtet seine Mutter.
Zunächst kündigte sein Schulbegleiter und Jeremy musste vier Monate zu Hause bleiben, bevor ein neuer gefunden war. Dann kam schon der erste Corona-Lockdown, danach der zweite Lockdown mit Homeschooling. Und wieder wechselte die Schulbegleitung. Aufgrund der vielen Veränderungen und Unterbrechungen ist Jeremy in seiner Klasse nie richtig angekommen und zeigte vermehrt herausforderndes Verhalten. 

Im Oktober 2021 wurde er erstmals für ein halbes Jahr vom Unterricht ausgeschlossen. Im März 2022 durfte er wieder starten, nachdem endlich ein schulärztliches Gutachten erstellt war, aber bereits nach drei Wochen wurde er erneut ausgeschlossen.

Assistenz im familiären Alltag
Assistenz im familiären Alltag

Anfang 2021 beantragte Frau R. aufgrund der angespannten Schulsituation beim Jugendamt eine Familienhilfe und bei der Lebenshilfe Köln Assistenz im familiären Kontext (AifKo). AifKo ist ein neues Angebot der Lebenshilfe Köln. Im Unterschied zum Familienentlastenden Dienst werden
Förderziele festgelegt, an deren Erreichung gearbeitet wird. Die Ziele werden regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst. Bei Jeremy sind die vorrangigen Ziele das Training seiner Sozialkompetenzen, die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft und der Einsatz seines Talkers (Sprachcomputer).

Seit eineinhalb Jahren kommt Luis J., ein Mitarbeiter der Lebenshilfe Köln, zweimal pro Woche zu Jeremy, aktuell für jeweils fünf Stunden. Bei den Besuchen sind für Jeremy feste Strukturen wichtig. I n der Regel bereiten die beiden gemeinsam ein Mittagessen zu und räumen im Anschluss die Küche auf. Nach einer kurzen Pause machen sie einen Ausflug in die nähere Umgebung. Wohin es gehen soll, wird mit Hilfe des Talkers abgestimmt.

Unterstützt wird Luis J. von Holger Mülling von der Beratungsstelle für Kommunikation und Verhalten der Lebenshilfe Köln. Mit seiner Hilfe werden konkrete Strategien in Bezug auf Unterstützte Kommunikation und Verhalten erarbeitet.

Für Frau R. ist diese Unterstützung ein Lichtblick im Alltag. Denn auf der einen Seite hat sie Entlastung, auf der anderen Seite erlernt Jeremy Kompetenzen, die ihm helfen, seine Stimmungen besser zu regulieren und seine Bedürfnisse angemessen zu äußern. Sie sagt: „An den zwei AifKo Tagen bin ich immer ganz entspannt. Luis J. und Herr Mülling sagen nicht, das und das hat Jeremy wieder getan.
Sie schauen nach vorne und überlegen: Was können wir heute machen? Jeremy lernt wieder Vertrauen zu haben. Herr Mülling und Luis J. haben eine Beziehung zu ihm aufgebaut. Eine gute Beziehung ist wichtig, um mit ihm auszukommen. Außerdem braucht er klare Abläufe, Rituale und
Stabilität.“ 

Frau R. weiß auch zu schätzen, dass sie Beratung bekommt, denn seit Jeremy in der Pubertät ist, haben sich seine Bedürfnisse und Vorlieben geändert. Durch die Beratung habe sie gelernt, zu akzeptieren, dass Jeremy zwischendurch auch seine Ruhe braucht und alleine in seinem Zimmer sein möchte, sagt sie.

Assistenz im familiären Alltag
Assistenz im familiären Alltag

Luis J. freut sich, dass seine Arbeit Erfolge zeigt und Jeremys Verhalten sich schon stark verändert hat. „Zu Hause gibt es kaum noch Probleme. Eher wenn wir das Haus verlassen und Jeremy mit vielen Reizen und Menschen konfrontiert wird. Es kann passieren, dass er dann an der Kleidung von vorbeigehenden Menschen zieht oder auch an den Haaren. Wenn sich die Situation langsam aufbaut, kann ich aber präventiv handeln.

Frau R. hat ihr Leben komplett der Situation angepasst, um Jeremy einen geregelten Tagesablauf zu ermöglichen. Damit sie die Kraft für ihren Alltag nicht verliert, versucht sie feste Strukturen zu schaffen. Dabei Jeremys und auch ihre eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen, ist an manchen Tagen eine unlösbare Aufgabe.

Aber eine noch größere Belastung als der herausfordernde Alltag ist für Frau R. die Sorge um Jeremys Zukunft. 

Sie wünscht sich nichts mehr, als dass Jeremy wieder die Schule besuchen darf. „Nach dem Sommer wäre er in die Berufspraxisstufe gekommen. Dort findet ja die Vorbereitung auf die Werkstatt statt.“ Auch Jeremy vermisst die Schule. Morgens nimmt er seinen Rucksack und seinen Talker. „Schule“ sagt er dann. Warum er dort nicht hingehen darf, kann seine Mutter ihm nicht so erklären, dass er es verstehen kann.

Frau R. fasst ihre Sorgen so zusammen: „Im Moment frage ich mich 24 Stunden am Tag, welche Möglichkeiten Jeremy hat. Wo hat er einen Platz, er selbst zu sein? Das zerreißt mich.“

Auch Luis J. macht sich Gedanken, wie es weitergehen soll: „Jeremy bräuchte dringend Unterricht, den Kontakt zu Gleichaltrigen. Die Frage ist, wie bereit wäre er für eine Werkstatt, wenn er jetzt nicht mehr zur Schule geht?“

Sollte Jeremy weiterhin von der Schule ausgeschlossen werden, wird Familie R. gemeinsam mit der Lebenshilfe Köln und der Familienhilfe nach neuen Wegen suchen müssen, wie der Übergang in die Werkstatt – unter Umständen über die Assistenz im familiären Alltag – unterstützt werden kann.

AifKo
Viola Unruh, Tel. 0221 / 983414-33
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