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Eine Oase in der Wüste 

Freizeitangebote für Kinder mit Komplexer Behinderung im JULE-Club

Das Interview führte Annette Lantiat.

Kurz und einfach

Annika ist 16 Jahre alt. Sie lebt mit ihrer Familie in Brühl. Annika verbringt ihre Freizeit gerne mit Gleichaltrigen. Aber leider gibt es zu wenig Freizeit-Angebote für Kinder und Jugendliche mit
Komplexer Behinderung. Ein besonderes Problem für die Familie sind die Schulferien. Denn an Annikas Schule gibt es keine Ferien-Betreuung. In den letzten Jahren war Annika bei der Stadtrand-Erholung vom JULE-Club. Das war eine gute Lösung: Annika hatte viel Spaß und ihre Eltern konnten zur Arbeit gehen.

Annika ist eine fröhliche und unternehmungslustige Teenagerin von 16 Jahren. Sie ist gerne unterwegs, mag Action und liebt es, ihre Freizeit mit Gleichaltrigen zu verbringen. Die einzige Besonderheit: Annika benötigt rund um die Uhr Hilfe, denn aufgrund eines seltenen Gendefekts ist sie in ihrer Motorik und Kognition stark eingeschränkt. 

Eine Oase in der Wüste
Eine Oase in der Wüste
Ein junges Mädchen lacht. Neben ihm steht ein Esel.

Annika lebt mit ihren Eltern und ihrem großen Bruder in Brühl. Sie besucht die Schule für körperliche und motorische Entwicklung in Euskirchen. Annikas Eltern setzen sich immer wieder mit großem Engagement für behinderungspolitische Themen ein. Als 2020 die Vorgängerregierung die Verhinderungspflege reformieren wollte, was zu drastischen Kürzungen in deren Nutzung für stundenweise Betreuung geführt hätte, wandte sich Katrin Kossorz an Politiker und rang um Unterstützung gegen den Gesetzesentwurf über die Medien. 

In Brühl gehört sie zu den Gründungsmitgliedern des Vereins „Bunte Bank“, der zurzeit ein inklusives Wohnprojekt plant. Sie steht im Kontakt zum Brühler Bürgermeister, um dort das Thema Freizeit für Kinder und Jugendliche mit Behinderung voranzutreiben.

„In Brühl hatten wir einen Verein, der vor Ort Angebote gemacht hat, als Annika noch klein war“, berichtet Katrin Kossorz. „Mittlerweile gibt es diese Freizeitangebote nicht mehr, weil sie nicht wirtschaftlich waren. Allerdings versucht die Stadt Brühl, uns zu unterstützen. Ein Fonds wurde eingerichtet, mit dem Kinder und Jugendliche bis 27 Jahre an Aktionen des Brühler Kinder- und Jugendrings teilnehmen können. Die sollten inklusiv sein, aber gerade für Kinder mit Komplexer Behinderung ist es nicht einfach. Der politische Wille ist da, indem die Assistenzleistungen übernommen werden, wenn die Verhinderungspflege aufgebraucht ist. Aber Annika kann ich nicht überall mit hingeben. Es muss genug Assistenz da sein,
die Assistenz muss professionell und die Angebote müssen auch angepasst sein.“

Als besonders belastend empfindet Familie
Kossorz, dass es an den Förderschulen mit den
Schwerpunkten motorische und geistige Entwicklung keine Ferienbetreuung gibt. 

„Wir haben dreizehn Wochen betreuungsfreie Zeit. In unserem Bekanntenkreis haben so viele Eltern von Kindern mit komplexer Behinderung dadurch ihren Job verloren. Das ist für die Familien und auch volkswirtschaftlich betrachtet eine absolute Tragik. Das verlorene Steuergeld könnte man zielgerichtet für die Betreuung ausgeben“, meint Katrin Kossorz.

Sie hat zu diesem Thema bereits viele Gespräche
mit der Förderschule ihrer Tochter geführt, leider
ohne eine Verbesserung bewirken zu können.

Eine Oase in der Wüste
Eine Oase in der Wüste
Geführt von einer Frau, streichelt ein Kind den Rücken eines Pferdes

 Dreizehn Wochen Ferien im Jahr sinnvoll zu gestalten, ist schwierig für die Familie, insbesondere da beide Elternteile berufstätig sind. Ohne die Oma, die Unterstützung von Studentinnen über die Verhinderungspflege und den JULE-Club der Lebenshilfe Köln würde es nicht funktionieren. „Für mich ist die Stadtranderholung die Rettung in den Sommerferien. Wir brauchen einfach dieses bezahlbare zweiwöchige Angebot mit professioneller Betreuung, wo wir Annika guten Gewissens abgeben können.“

„Der JULE-Club ist für mich eine Oase in der Wüste – und die Wüste ist in der Corona- Zeit noch größer geworden“, konstatiert Katrin Kossorz. Aber es geht ihr nicht nur um eine zuverlässige Betreuung. Dass Annika zwei Wochen mit Gleichaltrigen verbringen kann und dabei offensichtlich viel Spaß hat, ist ihr genauso wichtig.

„Die Stadtranderholung im Jugendzentrum Eichi ist ein hochwertiges und abwechslungsreiches Angebot. Das weiß ich wirklich zu schätzen. Ich bin jedes Mal wieder überwältigt vom Engagement der jungen Leute. Wie umfassend und mit welcher Vorfreude sie die Aktion vorbereiten und wie liebevoll sie mit den Kindern umgehen. Da geht mir immer das Herz auf. Ich fand es auch toll, dass sie in diesem Sommer, als es so heiß war, das Programm flexibel angepasst haben“, berichtet sie

Eine Oase in der Wüste
Eine Oase in der Wüste
Ein Kind hat nasse Haare und lacht.

Besonders lobt Frau Kossorz, dass der JULE-Club im Unterschied zu vielen anderen Anbietern auch in der Corona-Zeit versucht hat, seine Angebote soweit wie möglich aufrecht zu erhalten. 

„Der JULE- Club hat immer zu uns Familien gehalten. Das werde ich nie vergessen“, sagt sie. 

Auch dass die JULE-Angebote für Familien bezahlbar sind und die Teilnahmegebühren sich nicht nach dem Unterstützungsbedarf richten, weiß Katrin Kossorz zu schätzen.

„Verhinderungspflege und zusätzliche Betreuungsleistungen sind für alle gleich. Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf bekommen keinen höheren Betrag. Ich muss immer schauen, wie die Finanzen sind und ob ich bis zum Jahresende hinkomme. Ich rechne wirklich mit jedem Euro und den versuche ich gut zu strecken übers Jahr, damit ich meine Berufstätigkeit finanziert bekomme und ein bisschen was übrig bleibt“, erläutert sie.

Bereits dreimal hat Annika an der Stadtranderholung im Eichi teilgenommen. Sie genießt
es, Kinder und Betreuerinnen, die sie in den Vorjahren kennengelernt hat, an einem vertrauten
Ort wiederzutreffen. 

Außerdem liebt sie den JULE-Tag „Rund um Musik“ und Tierangebote wie den Ausflug in den Esel- und Alpakapark. Wenn das neue JULE-Programm erscheint, wird Annika direkt wieder angemeldet, damit es auch 2023 mit einem Platz bei der Stadtranderholung im Eichi klappt.

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