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New York, New York

Ein außergewöhnlicher Familienurlaub

Das Interview führte Annette Lantiat

Kurz und einfach

Der Artikel ist von Yvonne Becker. Ihre Kinder Annika und Aaron Becker sind 14 und 18 Jahre alt. Aaron und Annika haben beide eine Komplexe Behinderung. Im Sommer war die ganze Familie zum Urlaub in New York. Die Eltern haben den Urlaub vorher gut geplant. Sie haben viele Informationen im Internet gefunden. Die Reise nach New York war für die ganze Familie ein tolles
Erlebnis.

Als wir erfuhren, dass Familie Becker aus unserer Mitgliedschaft im Sommer zwei Wochen in New York Urlaub gemacht hat, konnten wir es kaum glauben. Familienurlaub in den USA mit zwei Kindern mit Komplexer Behinderung? Ist das möglich? Ja, sagt Familie Becker. Aber es bedarf einer guten und langfristigen Planung und Vorbereitung. 

Die Kinder von Marc und Yvonne Becker, Annika und Aaron, sind 18 und 14 Jahre alt. Aufgrund einer angeborenen Hirnfehlbildung haben beide eine Cerebralparese, Tetraspastik und Epilepsie. Sie sind Rollstuhlfahrer und können sich nicht über Lautsprache verständigen. Aaron besucht
zurzeit die KB Schule Belvederestraße, Annika ist seit dem Sommer im Berufsbildungsbereich der Caritas Werkstatt Gut Frohnhof.

Familie Becker hat sich lange keinen Familienurlaub mit ihren Kindern zugetraut. Sie haben ihre Urlaube zunächst in ihrem Haus in Köln-Vogelsang verbracht, das sie in mehrjähriger Arbeit komplett barrierefrei umgebaut haben.

New York, New York
New York, New York
Zwei Kinder im Rollstuhl. Hinter Ihnen stehen Mann und Frau. Sie stehen auf einer Brücke.

Vor der Geburt der Kinder waren die Beckers aber immer sehr reiselustig. Und nach neun Jahren ohne Urlaubsreise waren sie sich einig: „Wir müssen hier raus. Im Urlaub gehen wir uns echt auf die Nerven, denn der Alltag ist immer da.“

Freunde haben der Familie 2015 eine Reise nach Florida empfohlen, weil dort fast alles barrierefrei sei. Die Beckers haben hin und her überlegt und es schließlich gewagt. Und die Reise war ein so großer Erfolg, dass die Familie seitdem immer wieder in die USA gereist ist.

In diesem Sommer ging es nach New York. Eigentlich war zunächst eine Rundreise geplant, allerdings waren die Preise für Mietwagen so stark angestiegen, dass die Familie für den großen Wagen, den sie aufgrund der Rollstühle benötigt, fast 4.500 Euro hätte bezahlen müssen. Da entstand die Idee, nach New York zu reisen, wo man sich ohne Auto gut fortbewegen kann.

Wenn eine neue Urlaubsidee aufkommt, recherchiert Yvonne zunächst einmal auf YouTube. „Ich habe beispielsweise unter dem Stichwort „wheelchair accessability New York“ geschaut. Da findet man Personen, die selbst im Rollstuhl sitzen und vieles testen. Wenn ich etwas Interessantes finde, recherchiere ich im Internet weiter.“ Wenn nötig kontaktiert Frau Becker auch Museen, Restaurants oder
andere Veranstaltungsorte per Mail und bekommt dann immer schnell und umfassend Auskunft.

Frau Becker ist für die Planung des Urlaubsprogramms, Herr Becker für Unterkunft und Flüge zuständig. Um das vorher vereinbarte Preislimit nicht zu überschreiten, checkt er täglich Flugpreise und schlägt zu, wenn er ein Schnäppchen findet.

New York, New York
New York, New York
Eine Straße in New York. Zwei Kinder im Rollstuhl. Beide lachen. Hinter ihnen ein Mann und eine Frau.

Allerdings achtet Familie Becker beim Flug nicht nur auf den Preis. „Natürlich versuchen wir möglichst Direktflüge zu buchen. Wir gucken auch nach den Flugzeugtypen. Dreierreihen sind für uns sehr ungünstig, weil wir unsere Kinder betreuen und versorgen müssen und so viel Unruhe unserem Sitznachbarn auf einem Langstreckenflug nicht antun möchten."

Die zweiwöchige Reise nach New York war dann für die ganze Familie ein voller Erfolg. Die Eltern haben das Programm auf die Bedürfnisse ihrer Kinder zugeschnitten.  

„Als Familie brauchen wir mehr Zeit für alles und zwischendurch immer Pausen zum Ausruhen. Neben Stadtbesichtigungen haben wir auch Ausflüge in die nähere Umgebung gemacht. Wir sind mit der Fähre nach Ellis Island und Liberty Island gefahren oder mit der Subway nach Coney Island, wo es einen Vergnügungspark direkt am Meer gibt. 

Unsere Kinder haben es geliebt, soviel unterwegs zu sein. Aaron war beeindruckt von den Hochhäusern, den vielen Graffitis, den Lichtern abends am Times Square. Zwischendurch haben wir uns immer wieder in den vielen kleinen Parks erholt, denn natürlich ist New York einfach laut“, berichtet Yvonne Becker.

Gewohnt hat die Familie in einem Hotelapartment direkt am Rockefeller Center. „Da wir kein Geld fürs Auto ausgeben mussten, haben wir etwas mehr fürs Wohnen investiert. Das Apartment war schön geräumig. Die Betten in den USA sind angenehm hoch, das ist sehr praktisch für die
Pflege“, erläutert Frau Becker.

Die Mobilität vor Ort ohne Auto hat ihr zunächst etwas Kopfschmerzen bereitet. Sie hat aber eine App gefunden, mit der man Routen in New York genau planen kann. Sogar die Funktionsfähigkeit der Fahrstühle kann man dort tagesaktuell abrufen.

Selbstverständlich gibt es auch in New York Orte, die nicht barrierefrei sind. „Einmal wollten wir durch den Central Park zum Naturkundemuseum und plötzlich standen wir vor Treppen und mussten zurückgehen. Daher haben wir immer genug Zeit eingeplant, um nicht in Stress zu geraten.“

Ganz besonders gefällt Familie Becker die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Amerikaner. „Man fühlt sich integriert und nicht so beobachtet. Die Menschen gehen auf uns zu und sprechen auch direkt Annika und Aaron an. Man hat so viele schöne Erlebnisse und selbst wenn
man vor einer Barriere steht, machen die Amerikaner es möglich, dass es trotzdem funktioniert. Das ist in Deutschland leider ganz anders. Hier tut man meistens eher so, als
seien wir unsichtbar“, berichtet Frau Becker.

New York, New York
New York, New York
Zwei Kinder vor der Skyline New Yorks. Beide lachen.

Im nächsten Jahr wird Familie Becker nach Denver fliegen und von da aus eine Rundreise zum Mount Rushmore und in den Yellowstone Nationalpark machen. Die Planungen haben bereits begonnen. Wir wünschen eine tolle Reise!

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