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"Was lange dauert, wird gut!"

Vom Elternhaus in die BeWo-WG

Das Interview führte Annette Lantiat

Kurz und einfach

Riccardo Evola ist 32 Jahre alt. Er hat lange nach einem passenden Wohnangebot gesucht. Letztes Jahr ist er in eine WG der Lebenshilfe Köln gezogen. In der WG gefällt es ihm sehr gut. Hier kann er selbstbestimmt leben. Für die Zukunft wünscht sich Riccardo Evola eine Partnerin. Mit der Partnerin würde er gerne in eine eigene Wohnung ziehen.

Als Riccardo Evola erfuhr, dass wir Gesprächspartner mit Komplexer Behinderung für ein Interview suchen, war er sofort interessiert. Denn er möchte anderen Menschen Mut machen, den Auszug aus dem Elternhaus zu wagen. Riccardo Evola ist 32 Jahre alt. Er arbeitet in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung der GWK in Köln-Pesch, wo er Teile für Ford verpackt. Seit Mai 2021 wohnt er in einer WG der Lebenshilfe Köln in Chorweiler. Die 6er-WG befindet sich im Erdgeschoss eines neu gebauten Mehrfamilienhauses. Alle WG-Bewohnerinnen und Bewohner haben ein eigenes Zimmer mit Bad. Küche,
Wohn- und Esszimmer werden gemeinschaftlich genutzt. Ein Highlight der WG sind die Terrasse
und der große Garten.

Vor seinem Auszug hat sich Herr Evola viele Wohnprojekte angeschaut. Es war eine große
Herausforderung, ein passendes Angebot zu finden. Besonders wichtig war es ihm, mit jungen Menschen zusammen zu leben und vor allem ein eigenes Zimmer zu haben. „Wenn ich mal Besuch kriege, so wie sich das gehört, da braucht man schon sein eigenes Zimmer“, sagt er. „Hier zu wohnen, mein eigenes Zimmer, das ist für mich etwas Positives."

Vom Elternhaus in die BeWo-WG
Vom Elternhaus in die BeWo-WG

Die Zeit der Eingewöhnung war für ihn nichtganz einfach. „Man muss sich ja auch erstmal
kennenlernen, mit fünf anderen“, erklärt er. Mittlerweile fühlt er sich aber richtig wohl. „Ich finde
es schön, wenn man etwas findet, wo man dann doch reinpasst. Das baut mich immer wieder auf. Früher hat es mich häufig runtergezogen, dass ich im Rollstuhl sitze. Ich habe damit zu kämpfen gehabt, aber jetzt geht´s.“

So viel Selbstbestimmung wie möglich ist Herrn Evola sehr wichtig. „Hier im Wohnprojekt
kann ich sagen, wie ich die Dinge machen möchte. Wir haben einen Gruppenabend, da machen wir dann Pläne. Das ist anders als zu Hause. Das ist viel selbständiger. Hier kann man auch eine Menge lernen. Hier kriegt man viel mit. Hier kann man viel erleben. Und das Gute ist, man hat auch seine Ruhe.“

Viel dazu gelernt hat Herr Evola beispielsweise in Bezug auf Haushaltstätigkeiten. „Zu Hause habe ich nicht gekocht, hier habe ich das aber gelernt. Ich esse gerne Nudeln, Pizza, Kuchen. Am liebsten mag ich Pizza mit Tomate, Mozzarella und Rucola. Die kann ich jetzt mit Hilfe selber machen.“

Vom Elternhaus in die BeWo-WG
Vom Elternhaus in die BeWo-WG

In seiner Freizeit ist Herr Evola gerne unterwegs. Dann fährt er mit seinem Freizeitbegleiter in die Stadt oder zu einem FC Köln-Spiel ins Stadion. Auch hier ist ihm Selbstbestimmung sehr wichtig. Früher hat sein Freizeitbegleiter vor den Treffen immer mit seiner Mutter telefoniert, um die Details zu besprechen. Das hat Herrn Evola geärgert: „Da hab ich gesagt: Warum redest du nicht mit mir? Ich bin doch erwachsen, da kannst du doch mit mir reden und mir sagen, ich komme jetzt vorbei. Wenn ich das vorher weiß, dann ist
das okay. Aber wenn ich das nicht weiß, dann kann ich nicht planen. Ich bin doch fit genug. Mit mir kann man doch ganz gut alleine reden.“ Seit Herr Evola in der WG lebt, nimmt sein Freizeitbegleiter vor den Treffen direkt Kontakt zu ihm auf. „So habe ich das auch lieber“, stellt Herr Evola zufrieden klar.

Bei Ausflügen ist leider immer mal wieder die fehlende Barrierefreiheit ein Problem. „Manchmal ist der Aufzug an einer Haltestelle kaputt. Manchmal ist es zu hubbelig. Einmal wollte ich nach Köln, wir waren mit der Bahn unterwegs und es hat nicht geklappt und wir mussten umkehren. Dann wird man traurig.“

Insgesamt wirkt Herr Evola aber sehr zufrieden mit seinem Leben in der neuen Wohngemeinschaft. Dennoch ist es sein großer Wunsch, eine Partnerin zu finden und später mit ihr zusammenzuleben.

Gerade hat er eine Kontaktanzeige im Extra-GIK von der KoKoBe (Veranstaltungsmagazin für Menschen mit Behinderung) aufgegeben. Leider hat sich bisher niemand gemeldet. Auf jeden Fall möchte er demnächst mal wieder zu einer Kennenlernparty der KoKoBe gehen. „Ich will eine Freundin haben, mit der ich auch mal auf der Couch liegen kann, die ich in den Arm nehmen kann“, sagt er. „Im Moment will ich hier wohnen bleiben, aber ich bin noch auf der Suche. Meine Mutter würde sagen: Was lange dauert, wird gut!"

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