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Weiterhin problematisch
Medizinische Versorgung von Menschen mit Komplexer Behinderung
Von Dr. Ursula Ohndorf
Kurz und einfach
Für Menschen mit einer Komplexen Behinderung ist es schwierig, gute Ärzte zu finden. Denn diese Menschen haben häufig besondere Bedürfnisse. Sie brauchen vielleicht mehr Zeit als andere Patienten. Oder besondere Untersuchungen. In einigen deutschen Städten gibt es besondere Gesundheits-Zentren für Menschen mit Behinderung. Hier arbeiten Ärzte, die sich gut mit
Menschen mit Behinderung auskennen. In Köln gibt es leider noch kein solches Gesundheits-Zentrum.
Die gesundheitliche Versorgung ist für erwachsene Menschen mit Komplexer Behinderung ein großes Problem. Während es für Kinder über die sozialpädiatrischen Zentren ein recht gutes Versorgungsnetz gibt, ist unser durchgetaktetes Gesundheitssystem häufig nicht auf die Bedürfnisse von erwachsenen Patient:innen mit Behinderung eingestellt. Bereits vor 25 Jahren forderten daher die Fachbände der Behindertenhilfe in einer gemeinsamen Schrift, dass sich das Gesundheitswesen mehr auf diesen
Personenkreis einstellen muss. 2014 veranstaltete die Lebenshilfe Köln eine Fachtagung zu diesem Thema, um der Forderung nach einer guten medizinischen Versorgung von Menschen mit Behinderung in Köln Nachdruck zu verleihen. Denn während es in anderen Teilen Deutschlands zu dem Zeitpunkt bereits gute Beispiele für Gesundheitszentren und Modelle der gesundheitlichen Versorgung von erwachsenen Menschen mit geistiger Behinderung gab, tat sich in Köln weiterhin nichts. Was hat sich in den acht Jahren seit unserem Fachtag in Köln getan? Wir haben bei unserem Vorstandsmitglied Dr. med. Ursula Ohndorf
nachgefragt, die sich zu diesem Thema stets auf dem neuesten Stand hält. Sie hat die derzeitige Situation für uns kurz zusammengefasst.
„Menschen mit einer komplexen Behinderung benötigen eine spezialisierte medizinische
Versorgung, die ihre Bedürfnisse angemessen berücksichtigt. Diese soll in sogenannten Medizinischen Behandlungszentren für Erwachsene mit geistiger oder schwerer Mehrfachbehinderung (MZEBs) ermöglicht werden. Ein MZEB soll da ansetzen, wo die Regelversorgung (Hausärzte/ Fachärzte) an ihre Grenzen stößt, um die so bestehende Versorgungslücke zu schließen.
Die MZEBs sind ein wichtiger Pfeiler, um die Lebensqualität und den Gesundheitszustand von Menschen mit Komplexer Behinderung zu verbessern. Dass MZEBs hierzu einen Beitrag leisten und auch die soziale Teilhabe von Patienten verbessern können, konnte bereits durch Studien belegt werden.
Ob Menschen mit Komplexer Behinderung diese Versorgung zurzeit erhalten, ist aber oft Glückssache. Denn noch nicht überall stehen MZEBs zur Verfügung.
Momentan gibt es in NRW zehn solcher Zentren (https://bagmzeb.de/).
Wie ist die Lage in Köln? Leider noch nicht sehr erfreulich! Sowohl die Alexianer GmbH als auch die Universität Köln (Neurologie) verfügen bereits seit 2015/16 über Genehmigungen zur
Ausübung eines MZEBs. Dennoch ist bis jetzt kein MZEB aktiv.
Auf Anfrage erhielt ich die Information, dass die Realisierung bisher an den Verhandlungen bezüglich der Vergütungspauschalen mit den zuständigen Krankenkassen scheitert. Diese seien wohl sehr zäh und würden in einem Fall zurzeit sogar ganz ruhen.
Gleichwohl zeigte sich die Geschäftsführung der Alexianer GmbH optimistisch, dass ihr MZEB bis Ende 2022 endlich an den Start gehen kann. Hoffen wir das Beste!
Bis dahin müssen wir weiterhin auch alternative und kreative Ressourcen nutzten wie z.B. das Elternforum auf der Homepage der Lebenshilfe Köln. Hier können Fragen gestellt und sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen bei der ärztlichen Versorgung geteilt werden.“
Sehr gut zusammengefasst ist die schwierige Situation in Bezug auf die MZEBs in dem Artikel „Erwachsene mit geistiger Behinderung oder schweren Mehrfachbehinderungen: Politisches Handeln steht (noch) aus in Deutschland“, erschienen im Ärzteblatt, Ausgabe 35-36/2022.
